Tamara Chikunova eine Kämpferin – Nein zur Todesstrafe
Eine Mutter, die Ihren Sohn verloren hat. Der Sohn, eiskalt umgebracht; von einem Staats-System, dass ohne Recht und zu Unrecht gehandelt hat. Tamara Chikunova berichtet von Ihren Erfahrungen in einem Staat, welcher bis vor einigen Jahren die Todesstrafe verhängt hat. Seitdem ihr eigener Sohn fälschlicherweise angeklagt und dann zur Todesstrafe verurteilt wurde, kämpft sie, wie so viele andere, gegen Staaten, die immer noch an der Todesstrafe festhalten. Tamara Chikunova gründete im selben Jahr der Verurteilung, die Gruppe „Mütter gegen Todesstrafe“
Am Freitag den 8.11. 2019 durfte ich eine gastfreundschaftliche Gemeinschaft erleben. Sant´egidio, eine Friedensgruppe, hatte zum Vortrag „Nein zur Todesstrafe“ eingeladen. Wenngleich es eine gemütliche Zahl an Besuchern war, war der Vortrag doch in voller Gänze interessant und erschreckend zu gleich. Ein Weckruf gegen die Unmenschlichkeit in anderen Staaten. Noch mindestens 50 weitere Staaten sind es, die leider die Todesstrafe verhängen. Nicht nur der Tod des Sträflings und dessen Wartezeit ist für ihn Selber eine Qual, sondern auch für die Angehörigen. Es werden gleich zwei Familien zerstört. Auch wenn ein Sträfling wirklich einen Mord begangen hat, so wird durch einen „Gegenmord“, aus Rache und vermeintlicher Gerechtigkeit, der Tod des Opfers nicht rückgängig gemacht. Der Tod wird verdoppelt. Zwei Opfer einer Gesellschaft, die die Menschlichkeit vergessen hat. Und die Schäden und Trauer und tiefer Hass bleiben meist bei den Hinterbliebenen; von den Angeklagten und aber auch der Familie der Kläger.
Tamara Chikunova bergründet weiter:
„Die Todesstrafe ist eine menschliche spirituelle Katastrophe. Sie kennt kein Maß und keine Entschuldigung! Die Todesstrafe ist ein gewaltsamer, vorsätzlicher und geplanter Tod. Die Todesstrafe ist ein öffentlicher und staatlicher Akt gegen das menschliche Leben. Die Todesstrafe stürzt einen Menschen gegen seinen Willen in die ‚Sklaverei des Todes'“. Aus diesem Gedanken schlussfolgert sie, indem das Gericht eine Person zur Todesstrafe verurteilen würde, würde sie sie zur Sklaverei des Todes verurteilen, während man noch am Leben sei.
Kein Leben mehr und auch noch kein Tod.
Der Mensch ist kein Eigentum des Staates. Wer ist überhaupt in der Lage über Leben und Tod zu entscheiden? Doch nur der Gerechteste. Kein Mensch sollte über das Leben Anderer entscheiden dürfen. Es ist ein Verbrechen, dass alle Menschen eines todesverhängenden Staates mittragen. Jeder Bürger trägt Mitschuld an tausende Ermordete. Auch die, die in freien Ländern leben, müssen erkennen, dass sie selbst Teilschuld haben. Wer denkt er sei nicht betroffen, lügt sich selber an. Wie schnell verdrängt man die Umstände, die einen nicht behagen. Wie schnell verweilen wir nur in schönen Blasen. Die eigene Familie und Freunde sind die Wichtigen. Alles andere ist unwichtig. Zu egozentrisch sind wir, wenn wir nur auf unser kleines Umfeld blicken. Es gibt so viele Menschen, die Hilfe brauchen. Es ist für manche Obdachlose einfach nur gut, wenn man mit ihnen redet. Das Wahrnehmen von den Problemen anderer Menschen ist so wichtig. Obdachlose, Kranke, Junge und Alte, alle brauchen sie Aufmerksamkeit. Auch das habe ich wieder einmal mehr auch bei dieser Gruppe gesehen. Sant´egidio möchte alten Menschen, Obdachlosen, Migranten, Menschen mit Behinderung, Gefangenen, Straßenkindern und Kindern in der Peripherie als Nahestehende beiseite stehen. Die Grundzüge ihres Handelns basieren auf ihren Glauben im Gebet, Arme wie Freunde zu betrachten und den Frieden bewahren. Ich wage zu behaupten diese Gruppe sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen als ein Fußballspiel oder ein Faschingsumzug. Nun möge es sein, dass ich christlich geprägt bin, doch sage ich euch, jeder kann den Frieden bewahren, ein Freund für Notbedürftige werden und innehalten im friedlichen Zusammensitzen.
Städte für das Lebens heißt das Motto. Cities for life. Überall in Ländern, wo die Todesstrafe nicht mehr ausgeführt wird, erleuchten die positiv nach oben reckenden Daumen. Ein Symbol, welches Menschen das Leben zusichern soll. Wo Gerechtigkeit herrscht und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine große Willkürlichkeit herrscht.
Eines ist aber gewiss: Vergeben und Verzeihen sind das einzige, was einem Menschen hilft durch so eine Tortur zu gehen und diese zu bewältigen. Rache und Hass wird wahrscheinlich der erste Gedanke sein, aber nur mit dem loslassen dieser Gedanken wird eine Person wieder frei leben können. Das Vergeben und das Verzeihen sind Tugenden, die nicht nur im Christentum eine Relevanz haben. Auch in säkularer Form sind diese Begriffe Werte einer demokratischen und menschenwürdigen Gesellschaft. Ohne diese Werte verbürgt sich der Mensch der Isolation und der Gier nach Rache. Es ist und bleibt also der einzige Ausweg.