Der mitreißende Strom, das Gefühl einer Vision
Ein Tropfen reißt einen mit. Haben Sie schon einmal bei einem Regen gesehen, wie an einem Fenster langsam Tropfen zu Flüssen werden? Schnell reißt der hinabgleitende einzelne Tropfen weitere Tropfen mit sich. Wenn man genau hinschaut sieht man die Anziehungskraft beider Tropfen.
Wie schnell man sich in so zahllosen Projekten wiederfindet und doch alle bewältigen will? Studium, Arbeit, Lernen, La Budés, Gitarrenunterricht, Schreiben, Singen und das Treffen mit Freunden. Bestimmt habe ich noch so einiges vergessen, was zu diesem Alltag dazugehört. Mir fällt beispielsweise gerade noch das Putzen, Essen, und Kochen ein, welche alle an der Zeit reißen. So viele Dinge und so wenig Zeit. Oder habe ich mir die Zeit genommen? Wie der einzelne Tropfen nun immer größer wird, weil er andere kleine verschluckt hat. Irgendwann wird er zu schwer und fließt in Bruchteil einer Sekunde das restliche Stück hinunter.
Die Zeit vergeht schneller, wenn man also sich immer mehr im Pool der Projekte und Aufgaben wiederfindet. Doch war es unser Ziel ein Mittelmaß zu finden. Nicht so schnell und nicht zu langsam. Mit Bedacht wollen wir uns fortbewegen. Ohne es recht zu ahnen, könnte es sogar sein, dass ich an einem Liebenden vorbeigegangen bin. Ohne es zu merken, könnte ich einen mit meiner nicht-Achtsamkeit verletzt haben. Für jene, die dies erleben mussten, es war keine Absicht, sondern der Fluss der schnellen Zeit. Und trotzdem muss ich mich selber verantwortlich machen für so einen Fehler. Wie konnte ich nicht sehen und war ich nur blind.
Versuche ich parallel zu arbeiten wird manches einfach zu viel. Oder braucht vielleicht noch länger. Aber eine Aufgabenverteilung? Ein anderer Mensch, der ein Teil der Arbeit übernimmt? Noch habe ich keinen gefunden. Oder doch? Und wie passt – bei all den Aufgaben, die Liebe noch mit rein? Wie kann man lieben, das braucht auch seine Zeit.
Es gibt ein Spruch von Heinrich von Kleist, „Ein frei denkender Mensch bleibt nicht dastehen, wo der Zufall ihn hinstößt“. Ich denke, dass ich schon ein relativ frei denkender Mensch bin und doch sieht gerade das Leben so wie der Tropfen auf der Fensterscheibe aus. Alle Tropfen die hinunterfließen sind willkürlich, kein einziger Tropfen fällt so wie ein anderer. Aber manchmal, da treffen zwei Tropfen, die gleich schnell an der Scheibe hinunterfließen, aufeinander. Und fließen noch schneller hinunter, aber sind ein Tropfen geworden. Sie formen zu einem Strom mit genug Energie, der sich mitreißen lässt.
Tobias Budesheim
Im Auftrag des La Budés-Teams